Ein Tag hat bekanntlich 24 Stunden – also müsste die Welt folglich in 24 Zeitzonen eingeteilt sein. Oder etwa nicht? Tatsächlich haben wir unseren Planeten Erde in 38 Zeitzonen aufgeteilt. Warum das so ist und welcher Wirrwarr teilweise um unsere Zeitzonen entsteht, erklärt unser Beitrag.
Die Unterteilung unserer Welt in 38 Zeitzonen beinhaltet sowohl geographische als auch politische Faktoren:
- Internationale Datumsgrenze: Die Datumsgrenze im Pazifik verläuft theoretisch entlang des 180. Längengrads. Tatsächlich verläuft sie jedoch im Zick-Zack und schneidet dabei mehrere Zeitzonen. Dadurch entstehen zusätzliche Zeitzonen wie UTC+12, UTC-12, UTC+13 und UTC+14.
- Halbstündige und Viertelstündige Zeitzonen: Einige Länder verwenden Zeitzonen, die sich nicht exakt an den ganzen Stunden orientieren. Beispielsweise gibt es Zeitzonen, die um 30 oder 45 Minuten von der benachbarten Zeitzone abweichen. Zum Beispiel Indien (UTC+5:30), Nepal (UTC+5:45) oder die Chatham-Inseln (Neuseeland): UTC+12:45.
- Politische und wirtschaftliche Gründe: Länder passen ihre Zeitzonen manchmal aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen an, anstatt strikt den Längengeraden zu folgen. Zum Beispiel haben Portugal und Spanien unterschiedliche Zeitzonen, obwohl sie geografisch nebeneinander liegen.
- Geographische Besonderheiten: Die natürlichen Grenzen und die Ost-West-Ausdehnung von Ländern führen dazu, dass einige Länder mehrere Zeitzonen haben. Russland zum Beispiel erstreckt sich über elf Zeitzonen, während China, obwohl es geographisch ebenfalls groß ist, eine einzige Zeitzone für das ganze Land verwendet.
- Sommerzeit: Einige Regionen verwenden dauerhaft die Sommerzeit, um Störungen im täglichen Leben und in der Wirtschaft zu vermeiden. Das führt allerdings zu temporären Verschiebungen mit der Folge, dass bestimmte Orte während eines Teils des Jahres in eine andere Zeitzone wechseln. Ein aktuelles Beispiel für die dauerhafte Einführung der Sommerzeit ist Grönland: Seit 2023 bleibt Grönland dauerhaft bei der Sommerzeit, wodurch es eine Stunde näher an Europa herangerückt ist.
- Internationale Vereinbarungen: Manche Regionen haben spezielle Vereinbarungen oder historische Gründe für ihre spezifische Zeitzone. In einigen Fällen können kleine Inseln oder abgelegene Gebiete Zeitzonen verwenden, die für ihre geografische Lage untypisch sind.
Vorteile für die Einteilung der Erde in 24 Zeitzonen
Eine Einteilung der Erde in 24 Zeitzonen würde das Leben erleichtern. Wenn jede Zeitzone einer Stunde Unterschied zur benachbarten Zone entspricht, würde das eine klare und einheitliche Struktur schaffen. Für die internationale Kommunikation und Koordination wäre dies eine deutliche Erleichterung, vor allem in Ländern mit einer großen Ost-West-Ausdehnung. Flugpläne, Transporte, internationale Meetings und andere zeitkritische Aktivitäten könnten mit nur 24 Zeitzonen effizienter organisiert werden.
Früher war der Sonnenstand für die Zeit verantwortlich
Bevor wir die Zeitzonen einführten, hatte jedes Dorf, jede Stadt und jede Gemeinde ihre eigene Ortszeit. Man stellte die Uhr in der Stadt danach, wann die Sonne am höchsten stand, und alles war in Ordnung. Entfernungen zwischen den Orten und die Geschwindigkeit, mit der die Menschen reisen konnten, bedeuteten, dass kleine Zeitunterschiede zwischen den Orten keine Rolle spielten.
Berlin und Aachen liegen etwa 500 Kilometer voneinander entfernt, und es dauerte mehrere Tage, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Der Unterschied von 30 Minuten spielte keine Rolle, da es bis zum 19. Jahrhundert noch nicht einmal genaue Armbanduhren gab. Nach einer mehrtägigen Reise konnte man den Unterschied von 30 Minuten also nicht feststellen.
Doch mit der Zeit wurde das Leben schneller: Züge fuhren zwischen den Städten hin und her, und kleine Zeitunterschiede begannen, erste Probleme zu verursachen. Ein Beispiel: Wenn man sagte, dass ein Zug um 9:00 Uhr ankommen würde, war es dann 9:00 Uhr in Berlin, von wo der Zug abfuhr, oder 9:00 Uhr in Aachen, wo er ankam? Ein Unterschied von wenigen Minuten konnte plötzlich den Unterschied ausmachen, ob jemand den Zug verpasste oder erreichte.
Über kurz oder lang musste eine Lösung für dieses Problem her. Und die Lösung war die Einteilung unserer Erde in Zeitzonen, damit alle Menschen auf der Welt die gleiche Zeit haben.
In Deutschland war dies angesichts der Größe des Landes und der Tatsache, dass es hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung verläuft, relativ einfach.
Einrichtung der ersten Zeitzonen im 19. Jahrhundert
In den Vereinigten Staaten war die Sache etwas problematischer. Das Land ist groß, und als in den 1860er Jahren die Eisenbahn den Kontinent zu durchqueren begann, wurde die Frage der Zeitkoordinierung zu einem echten Problem.
Das erste Zeitzonensystem, das in Nordamerika eingeführt wurde, wurde von William F. Allen, dem Herausgeber des „Traveler's Official Railway Guide“, vorgeschlagen. Die amerikanischen und kanadischen Eisenbahnen übernahmen das System 1883. Aber dieses System hatte vor allem das Problem, dass die Grenzen der Zeitzonen durch große Städte und oft direkt durch die Bahnhöfe verliefen. Die Aufteilung der Städte in verschiedene Zeitzonen konnte auf Dauer nicht funktionieren.
Zwar wurden die Grenzen der Zeitzonen schließlich in ländliche Gebiete verlegt und angepasst, doch die fünf Zeitzonen, die dadurch entstanden, sind die grundlegenden Zeitzonen, die wir heute in Nordamerika verwenden: Greenwich, East, Central, Mountain und Pacific.
Der Vater der weltweiten Zeitzonen ist der Kanadier Sir Sandford Fleming, der 1879 ein globales Zeitzonensystem vorschlug von 1 Stunde pro 15 Längengeraden. Um 1900 hatten die meisten Orte der Welt eine Zeitzone eingeführt, die von der Greenwich Mean Time um eine gerade Anzahl von Stunden abwich.
Es gibt jedoch kein globales Gremium, das Zeitzonen vorschreibt. Jedes Land und viele Regionen können immer noch ihre eigene Ortszeit bestimmen. Wie Spanien zum Beispiel.
Zeitverschiebungen innerhalb von Deutschland
Innerhalb von Deutschland gibt es keine offiziellen Zeitverschiebungen, da das gesamte Land in der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) bzw. der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) liegt. Allerdings gibt es einen minimalen Unterschied bei der Sonnenzeit bzw. dem Sonnenstand, der auf den Längengradunterschied innerhalb eines Landes zurückzuführen ist.
Deutschland erstreckt sich von etwa 5° bis 15° östlicher Länge. Da die Sonne ungefähr alle 15 Längengrade um eine Stunde weiterwandert, ergibt sich daraus ein Unterschied von ungefähr 40 Minuten in der Sonnenzeit zwischen den westlichsten und östlichsten Punkten des Landes:
- Aachen (ca. 6° östlicher Länge): Die Sonne steht hier etwa 30 Minuten später am höchsten Punkt im Vergleich zu Orten im äußersten Osten.
- Berlin (ca. 13° östlicher Länge): Hier erreicht die Sonne ihren höchsten Punkt etwa 30 Minuten früher als in Aachen.
Manche Länder liegen offensichtlich in der falschen Zeitzone
Wenn man sich die Zeitzonenkarte ansieht, ist es offensichtlich, dass Spanien in der falschen Zeitzone liegt. Spanien liegt direkt südlich des Vereinigten Königreichs, und der Nullmeridian verläuft direkt durch das Land – dennoch liegt Spanien in der gleichen Zeitzone wie Deutschland und Polen. Das hat zur Folge, dass Sonnenauf- und Sonnenuntergang in Spanien sehr spät sind.
Die spanische Tradition, sehr spät zu Abend zu essen, kommt daher, dass man sich in der falschen Zeitzone befindet.
Zu verdanken ist das General Francisco Franco, der 1940 in einem Akt der Einigkeit mit Deutschland die Uhren um eine Stunde vorstellte, damit beide Länder die gleiche Zeit hatten. Nach Kriegsende und Francos Tod wurden die Uhren in Spanien nicht mehr zurückgestellt. Es wurde über eine Änderung der Zeitzonen gesprochen, aber bisher wurde nichts unternommen.
Verwirrende Viertelstunden-Zeitzonen
Kleinteilig werden die Zeitzonen besonders im Bereich Australien und Ozeanien:
Südaustralien und das Northern Territory liegen eine halbe Stunde hinter den östlichen Bundesstaaten Australiens, aber eineinhalb Stunden vor Westaustralien. Um es noch verwirrender zu machen, hat die kleine Stadt Eucla in Westaustralien an der Grenze zu Südaustralien eine eigene kleine Zeitzone, in der die Zeitdifferenz zwischen Perth und Adelaide geteilt wird und die um 45 Minuten von beiden entfernt ist.
Indien, Sri Lanka, Iran und Afghanistan liegen ebenfalls alle in halbstündigen Zeitzonen.
Das größte Problem ist jedoch Nepal, das seine eigene Zeitzone hat, die 5:45 Stunden von der GMT entfernt ist.
Glücklicherweise ist das, was für Weltreisende einst ein logistischer Albtraum war, jetzt ein Klacks: Dank Technik und Smartphones bekommen wir immer die richtige Zeit angezeigt.
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